SÜDOSTVOGTLÄNDISCH


Thorald Meisel, Zwota

Thorald Meisel, geboren 1960 in Klingenthal, lebt in Zwota. Abitur 1979 in Klingenthal, seit 1981 Redakteur bei einer großen sächsischen Tageszeitung. Autor mehrerer Bücher über die Klingenthaler Musik- und Skisportgeschichte. Aufgewachsen mit der Mundart. Erste eigene Versuche 1987/88 unter Anleitung von Hans Meyer (Meyer-Muck) aus Markneukirchen. Schreibt in der südostvogtländischen Mundart Geschichten, die vor allem in Zwota und Klingenthal angesiedelt sind, und versucht dabei, in die Texte historische Wörter, Begriffe und Redewendungen aus den Tälern zwischen Aschberg und dem Hohen Brand einzubauen.


Steck machn draußn Wald


Steck raus machen war frieher e ganz wichtiche Erbert. Des Holz war vill billicher wie de Braukuhl,
un bessr hatzen konnt mer demit aah. Ven Färschter ham daazemol de Leit gesoocht gricht, wo se de
Steck rausmachen konntn - un wievill.

Noochert is daham noochguckt worn, des an Werkzeich nischt kaputt war. Gebraucht worn sei de
großn Hammr, de Stemmeisen, e Wend, de Keeten un de Kreizhaue. Des is alles nauf 'n Handwoong
komme. Arch gute Stemmeisen hat dr Gruhle-Schmied in Klengethol gemacht. Die warn schee braat
und sei gut ve de Herzworzln gange.

Froh warn de Leit gwesn, wenn se Steck gericht ham, die gestanden warn, wo 's enweng sumpfed
war. Bei setten Steck war der Herzworzel net groß, oder se hattn oftemol gar kaane ghatt. Wenn de
Steck aufn Berch warn, war des scho schlechter.

Esu sei se e manchs mol ne Hittenbach henter un dann ben Loch oder ne Rotn Wassr ne Deng uum
naus. Dr Vaader hat echal gsäh, des se net zu schnell ne Berch nauf gmacht sei. Be den musst alles
in Ruh gmacht wern. Der hot aah guckt, des de Bossen echal ewas aah ghatt ham. Ohne Hemm hot
er se fei net in Wald erbern lossen.

Be de Steck sei erscht mit de Kreuzhaue de längstn Worzelbaa ausgroom worn. De klaan Worzeln
ham se weg gmacht, und under de Worzel is e Loch groom worn. Noochert ham se de Wend
aahgsetzt und sachte hochgleiert. Dodebei sei nooch un nooch alle Worzeln ohghaune worn, die mer
dewischen konnt. Dorch des Remwörng is aah oftemol be de Wend de Sperr widder rauspronge. Do
musst dann nuch emol untergleecht un nei angesetzt wern.

Hot er kaa Herzworzel ghatt, is der Stock schee hochkomme. Hot aane ghatt, dann hamm se de
Stemmeisen aagsetzt un Stick ver Stick mitn Hammr durchghaue. Des war e ganz scheene Ploch, do
ham se e mannichs mol arch geschwitzt. Un jeder Stock war annersch, de an hattn vier Worzelbaa,
manche zegar sechse.

War dr Stock raus, is sich erscht emol hiegsetzt worn. Do gabs warme, sießen Kaffee aus de
Feldflasch oder ausn Kaffeekannl. Wasser aus de Quell dorften de Kenner net trenken. Gschmeckt
hot ihne des Worzelebrot. Dr Vaader hot immer gsocht, des es gsond is, wenn mer des Brot erscht
iber de Worzeln treecht und dann essn tutt.

War dr Stock hausen, noochert ham sen mit de Baa noch uhm gedreht un angfange, es Holz mitn Keil
auf ze spalten. Eh dr Holz- oder Eisenkeil aahgsetzt worn ist, hot mer mit de Hack e Kerb geschloong,
wie rer sprenge sollt. Die mit de Herzworzeln sei fei schwer gspronge! Do musst mer sich arch ploong.

Be dere Erbert hat dr Vaader echal emol na ne Himmel guckt. Der wollt seh wie de Wolkn warn, demit
se net nei ren Gwitter komme dam. Wens gfahrlich geseh hott, ham es zemgepackt und sei ham
gmacht. Aah Mol is passiert, des se onterwechs noch ven Gwitter dewischt worn sei. Des hot
Lommarer getah, do is ne Kennern Angst worn.

Wos ve de Steck gspalten war, is aufgschlicht worn, de Ärsch nooch vorne. Des Holz hot dann dr
Ficker-Willy oder dr Moodel mitn Pferwoong ausn Wald ghullt. Dr Vaader hot zegar Steck an ne
Neumeister-Beck dronten de Zwote verkaaft. Der war in den Haus drenne, aus denn der
Schmerler-Max raustamm, und hot mit denen Steck ne Backufen ghatzt.

Wenn se draußn Wald mitn Steckmachen fertich warn, is fei net mitn leern Handwoong hamgange
worn. Do ham se Äst aufglooden oder aah Raaber, des war su dörsch Zeich, des de Holzhauer ben
Oohfahrn lienglossen ham. Ne Berch nonter is noochert zen Bremsn nei der Henterräder ven
Handwoong e Ast neigerammt worn, un oftemol ham se henten aa e Baumspitz nahghengt.

Warn dann de Steck daham aufn Huf, sei se mit de Schrotseech zeschnieten worn. Des Holz uumdrah
is extra ohgschnieten wordn. Do draus ham se mitn Messer es Spreiselholz gschnitz, des se an Uufm
zen Aahatzn gebraucht ham.

Wies noochert de Bandseeng gem hot, war die Erbert scho eweng leichter. E Maah ve de
Gächerstroß in Klengetohl hat su e Deng ghatn, un is dodemit ze de Leit hiegfahrn.

Des zamgschnietene Holz is esu klaa gmacht worn, deses neine Uufmloch gepasst hot, un is in de
Schupp aufgschlicht worn. Dortn konnts gar richtich trucken wern.
Wenn des geschafft war, noochert konnt dr Wenter komme.